Ralf Rothmann: „Shakespeares Hühner“

Lesung im Peter Panter Buchladen Exil, Zingelstr. 16, Meldorf, am
31. Mai 2012, 20.00 Uhr

Eintritt: Vorverkauf: EURO 7,–, ermäßigt EURO 3,50 | Abendkasse: EURO 8,–, ermäßigt EURO 4,–

„Mit seinen acht magischen, wunderbaren Geschichten bringt Ralf Rothmann uns wieder auf den Möglichkeitsstand der Dinge“, sagt Walter von Rossum im WDR.
Dafür sorgt die „Klarheit und Reinheit der Sprache Ralf Rothmanns“ (Hajo Steinert), dass das, was ist, durchscheinend wird für das, was sein könnte.
Das Erzählen ist Rothmanns Weg, auch den Verlierern der Gesellschaft ihre Würde zurückzugeben und daher gilt Ralf Rothmann nicht nur als einer der besten deutschen Erzähler, er gilt vor allem als ihr warmherzigster.

Nach sieben Romanen, zwei Lyrik- und drei Erzählbänden veröffentlichte er im April diesen Jahres neue Erzählungen unter dem Titel „Shakespeares Hühner“.
In einer dieser Erzählungen denkt Fritzi, eine junge Gitarristin, über William Shakespeare nach und findet: „Verglichen mit den Sorgen und Nöten seiner Gestalten , die ihre finsteren Schicksale wie riesige Kreuze mit sich herumschleppen, sind wir eigentlich nur Hühner, oder? Shakespeares Hühner. Wir machen ein unglaubliches Gegacker um lauter Kram – Prüfungen, Lockenstäbe, Handymarken, Geld – und wissen insgeheim doch alle, dass es nicht das Wahre ist. Dass nichts das Wahre sein kann hinterm Hühnerdraht.“

Die Personen in Ralf Rothmanns Geschichten machen ihre Erfahrungen jenseits des Hühnerdrahts, verlassen ihre vertrauten Orte und erleben dramatische und beglückende Wendepunkte in ihrem Leben. Ob es um den Selbstbetrug eines sterbenden Stasi-Beamten geht, um eine missratende Orgie an der Ostsee, oder um ein Wiedererwachen einer Liebe in einem japanischen Kloster.
„Shakespeares Hühner“ vermitteln einen guten Einblick in das bisherige Werk Ralf Rothmanns. Die Geschichten spielen im Ruhrpott, wo der Autor aufgewachsen ist, und in den weniger schicken Stadtteilen Berlins, der Stadt, in der er heute wohnt. Neue Milieus kommen dazu, in denen sich Rothmann als ebenso präziser, hellwacher Beobachter von Menschen und Seelenzuständen erweist.

Ralf Rothmann wurde 1953 in Schleswig geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Nach der Volksschule und einem kurzen Besuch der Handelsschule machte er eine Maurerlehre, arbeitete mehrere Jahre auf dem Bau und danach in verschiedenen Berufen ( unter anderem als Drucker, Krankenpfleger und Koch). Seit 1976 lebt Ralf Rothmann in Berlin und veröffentlichte Romane, Erzählungen, Gedichte und ein Schauspiel, für die er viele Auszeichnungen erhielt, u.a. den Kranichsteiner Literaturpreis (2002), Heinrich-Böll-Preis ( 2005), Max-Frisch-Preis (2006), Hans-Fallada-Preis (2008), Walter-Hasenclever-Literaturpres (2010).

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Frank Schulz: „Onno Viets und der Irre vom Kiez“

Lesung im Peter Panter Buchladen Exil, Zingelstr. 16, Meldorf am 23. April 2012, 20.00 Uhr

Eintritt: Vorverkauf: EURO 7,–, ermäßigt EURO 3,50 | Abendkasse: EURO 8,–, ermäßigt EURO 4,–

„Frank Schulz ist einfach der Beste“, befand eine Zuhörerin auf seiner Lesung (aus „Das Ouzo-Orakel“) in Meldorf vor knapp sechs Jahren. Dieser Meinung kann man sich voll anschließen, aber dass Schulz nun mit einem Krimi vorfährt ist eine Überraschung. „Und der Held ist genau das, worauf die deutsche Kriminalliteratur schon lange gewartet hat: Ein echter Schrat, der sich auf Terrain wagt, das deutsche Ermittler normalerweise nicht betreten.“ (WDR 2)

Hamburg, 13. August. Freitag. Freitag, der dreizehnte. Ein Tag „so heiß, daß Wasserleichen Schluckauf kriegten“. 11:22 Uhr. Kaum hat der Alsterdampfer Saselbek abgelegt, als er auch schon gekapert wird. Von einem zweieinhalb Zentner schweren Hünen, splitternackt und ganzkörpertätowiert, ohne Ohren und Zähne, doch mit implantierten Hörnern aus Teflon – und einem japanischen Dolch in der Faust. Ein groteskes, blutiges Geiseldrama beginnt. Erzählt wird diese Geschichte durch einen Videoclip namens „Irrer Huene“, weltweit millionenfach im Internet geklickt. „Wät is hiär denn läous“, hamburgert der Kapitän. „Der Deubl, Diggä. Der Deubel if läuof, Diggä“, antwortet die Kreatur, was im Video der eifrige Webmaster dankenswerterweise untertitelt: „Der Teufel ist los, Dicker.“

Wie es dazu kam …? – das erzählt Frank Schulz in Rückblenden und mit einem „Spannungsbogen von den Ausmaßen einer Elbbrücke“ (Die Welt):
Onno Viets ist Mitte 50 und Hartz-IV-Empfänger. Noch nie konnte er irgend etwas richtig gut – außer Brotloses wie zum Beispiel Sitzen, Tischtennis und das Verstrahlen einer Art Charisma für Arme. Er hat eine Phobie gegen Hühnerköpfe, dringende Schulden beim Fiskus und möchte seiner geliebten Gemahlin Edda so gern ein Fahrrad zum 50sten Geburtstag schenken. Sein Girokonto aber glüht vor roten Zahlen. Da hat er eine Eingebung aus dem Fernsehen: Onno wird – Privatdetektiv.
Seine geplagten Sportsfreunde vom Pingpong ahnen Ungutes. Aus langjähriger Erfahrung. Einer aber, Rechtsanwalt (und übrigens der Erzähler der ganzen Geschichte), verhilft ihm dennoch zum ersten Fall: Der Popmagnat und Juror einer Porno-Castingshow, Nick Dolan, argwöhnt Untreue seiner aktuellen Flamme, der Burlesque-Tänzerin Fiona Popo. Onno soll ein Beweisfoto von ihr und dem Liebhaber liefern. Schon bald bekommt Onno Dolans Nebenbuhler zu Gesicht. Bei dem Kerl mit dem Spitznamen „Händchen“ handelt es sich um die gefürchtete rechte Hand eines Hamburger Kiezoligarchen…
Bis nach Mallorca verfolgt unser frisch gebackener Ermittler das Fräulein Popo. Wo das Fiasko unwiderruflich beginnt.

Frank Schulz ist 1957 in Hagen bei Stade geboren und lebt als freier Schriftsteller in Hamburg. Für die Romane seiner ›Hagener Trilogie‹ (Kolks blonde Bräute, 1991, Morbus fonticuli oder Die Sehnsucht des Laien, 2001, Das Ouzo-Orakel, 2006) wurde er mehrfach (aber immer noch zu selten) ausgezeichnet. „Unnachahmlich ist diese Mischung aus Arno Schmidt und Werner Brösel“ (Die Welt).

Jörgen Bracker: „Hinter der Nebelwand“

Lesung im Dithmarscher Landesmuseum, Bütjestr. 2, Meldorf am 21. März 2012, 19.15 Uhr

Eintritt: Vorverkauf: EURO 3,–

Eine Veranstaltung vom Dithmarscher Landesmuseum, dem Seesportverein Meldorf und dem Peter Panter Buchladen

Pfingstmontag 1911. In Windeseile spricht sich Grauenvolles am Deich herum und versetzt die Bevölkerung an Dithmarschens Küste in helle Aufregung: Die Nachmittagsflut hat ein führerloses Motorboot aus der Nebelwand mitgebracht und im Hafen von Eckstedt angespült. In dem Boot liegt ein Mann, dessen Gesicht durch eine Schussverletzung bis zur Unkenntlichkeit entstellt ist. Der Landarzt Dr. Frank Wittenborg wird mit der Obduktion der Leiche beauftragt. Das Ergebnis seiner Untersuchungen ist so überraschend, dass er sich in die polizeilichen Ermittlungen einschaltet – aber alle Spuren scheinen sich wie im Nebel zu verlieren.

Dieser historische Krimi beruht auf einer wahren Begebenheit und versetzt den Leser in das Schleswig- Holstein um 1911 zwischen Husum und Kiel.

Den Kriminalfall hat es wirklich gegeben. Jörgen Bracker stieß auf ihn, als er 1980 einen historischen Krabbenkutter erstand und restaurierte. Ihm wurde mulmig, als ihm Gerüchte zu Ohren kamen, er besäße ein Unglücksschiff, auf dem einst ein Mord stattfand.
Der Historiker von Beruf und aus Berufung begab sich auf die Spur des Verbrechens. Er durchforstete die Zeitungsarchive und machte Zeitzeugen ausfindig. Der Mord wurde seinerzeit geklärt, doch die Umstände sind ein Spiegel der damaligen Zeit zwischen Seefahrerträumen, der Kaiserlichen Marine, ostpreußischen Einwanderern und einer aufblühenden Fischereiwirtschaft – in „Hinter der Nebelwand“ erweckt Jörgen Bracker diese Zeit und ihre Typen mitreißend zum Leben.

Jörgen Bracker studierte in Marburg, Kiel und Münster Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Vor- und Frühgeschichte. Von 1976 bis zum Ende des Jahres 2001 leitete er als Direktor und Professor das Museum für Hamburgische Geschichte. Seit der von ihm 1989 in Hamburg und Rostock präsentierten Ausstellung „Die Hanse – Lebenswirklichkeit und Mythos“ galt sein besonderes Augenmerk der durch Seeraub und wirtschaftlichen Niedergang gekennzeichneten Krise der Hansezeit um 1400.

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Karen Duve: Anständig essen

Lebt es noch oder isst du es schon? Ein Selbstversuch. „Die dringendste Frage zu Beginn meiner Bio-Phase: ob ich weiterhin Cola-Light trinken kann. Davon gehe ich nämlich aus. Cola-Light besteht doch sowieso ausschließlich aus Chemie. Da dürfte sich die Bio-Frage eigentlich gar nicht erst stellen.“
Karen Duve gehörte nicht eben zur Gesundheitsfraktion. Bratwürstchen und Gummibären wanderten genauso in ihren Einkaufswagen wie Schokolade und Curryketchup in 1-L-Plastikflaschen. Doch dann zog sie mit jemandem zusammen, der schnell den Spitznamen Jiminy Grille erhielt – nach dem personifizierten Gewissen der Holzpuppe Pinocchio. Denn Jiminy schrie auf, wenn Karen Duve nach der „Grillhähnchenpfanne für 2,99“ griff. Und Karen Duve musste einräumen, dass das Leben der „Grillhähnchenpfanne“ vor ihrer Schockfrostung wohl eher unerfreulich gewesen war. So stellten sich vor der Tief kühltruhe schnell grundlegende Fragen: Darf man Tiere eigentlich essen?
Und wenn Tiere nicht, warum dann Pflanzen? Wo beginnt die menschliche Empathie, und warum? Was sind wir bereit aus Rücksicht auf die Mitlebewesen zu opfern? Oder können wir sogar einen persönlichen Gewinn daraus ziehen, unsere Gewohnheiten zu ändern?
Irgendwann wollte Karen Duve es wirklich wissen: Jeweils zwei Monate lang testet sie seitdem Ernährungsweisen mit moralischem Anspruch: Biologisch-organisch, vegetarisch, vegan und am Ende sogar frutarisch, also nur das, was die Pflanze freiwillig spendet. Parallel dazu setzt sie sich mit der dahinterstehenden Weltsicht auseinander – und liefert sich mit Jiminy Grille die unausweichlichen Verbalduelle. Erst kurz vor der Veröffentlichung dieses Buches wird sie eine Lebensentscheidung treffen – die, wie sie sich weiter ernähren und weiter leben will. Schonungslos und mit der ihr eigenen knochentrockenen Komik setzt sie sich jenseits aller Ideologien mit der Frage auseinander: Wie viel gönne ich mir auf Kosten anderer?
ISBN 978-3-442-47647-3
Goldmann Verlag Juni 2012, EURO 9,99

Karen Duve liest aus : „Anständig essen – Ein Selbstversuch“

Foto: Kerstin Arlichs

Lesung im Dithmarscher Landesmuseum,
Bütjestr. 2, Meldorf
1. November 2011, 20.°° Uhr

Eintritt: Vorverkauf: EURO 7,–, ermäßigt EURO 3,50
Abendkasse: EURO 8,–, ermäßigt EURO 4,–

Eine Veranstaltung vom Peter Panter Buchladen

Inhalt:

„Die dringendste Frage zu Beginn meiner Bio-Phase: ob ich weiterhin Cola-Light trinken kann. Davon gehe ich nämlich aus. Cola-Light besteht doch sowieso ausschließlich aus Chemie. Da dürfte sich die Bio-Frage eigentlich gar nicht erst stellen.“

Karen Duve gehörte nicht eben zur Gesundheitsfraktion. Bratwürstchen und Gummibären wanderten genauso in ihren Einkaufswagen wie Schokolade und Curryketchup in 1-L-Plastikflaschen. Doch dann zog sie mit jemandem zusammen, der schnell den Spitznamen Jiminy Grille erhielt – nach dem personifizierten Gewissen der Holzpuppe Pinocchio. Denn Jiminy schrie auf, wenn Karen Duve nach der »Grillhähnchenpfanne für 2,99« griff. Und Karen Duve musste einräumen, dass das Leben der »Grillhähnchenpfanne« vor ihrer Schockfrostung wohl eher unerfreulich gewesen war. So stellten sich vor der Tiefkühltruhe schnell grundlegende Fragen: Darf man Tiere eigentlich essen? Und wenn Tiere nicht, warum dann Pflanzen? Wo beginnt die menschliche Empathie, und warum? Was sind wir bereit aus Rücksicht auf die Mitlebewesen zu opfern? Oder können wir sogar einen persönlichen Gewinn daraus ziehen, unsere Gewohnheiten zu ändern?

Irgendwann wollte Karen Duve es wirklich wissen: Jeweils zwei Monate lang testet sie seitdem Ernährungsweisen mit moralischem Anspruch: Biologisch-organisch, vegetarisch, vegan und am Ende sogar frutarisch, also nur das, was die Pflanze freiwillig spendet. Parallel dazu setzt sie sich mit der dahinterstehenden Weltsicht auseinander – und liefert sich mit Jiminy Grille die unausweichlichen Verbalduelle. Erst kurz vor der Veröffentlichung dieses Buches wird sie eine Lebensentscheidung treffen – die, wie sie sich weiter ernähren und weiter leben will. Schonungslos und mit der ihr eigenen knochentrockenen Komik setzt sie sich jenseits aller Ideologien mit der Frage auseinander: Wie viel gönne ich mir auf Kosten anderer?

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Datenschutz und Datenmissbrauch – Zensus 2011

Vortrag und Diskussion

Kulturkneipe Bornholdt, Zingelstr. 14
22. Juni 2011, 19.°° Uhr
Eintritt: frei, gerne Spende

Eine Veranstaltung von Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung, Peter Panter Buchladen und Attac Dithmarschen

Katharina Nocun spricht: Über die sogenannte Volkszählung Zensus 2011, über Datenschutz und Datenmissbrauch und den Zustand der Bürgerrechte in Deutschland

Inhalt:
Hallo!! Ja, sie!

Hat Ihre Wohnung ein WC? Badewanne oder Dusche?
Sind Sie arbeitslos? Nicht arbeitslos, aber arbeitssuchend? Oder sind Sie eine nicht zu aktivierende Person?
Wann haben Sie Ihr letztes eheähnliches Verhältnis begonnen? Haben Sie einen Migrationshintergrund?
Welche Religionszugehörigkeit haben Sie? Sind Sie in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht?

Das sind nur einige wenige Fragen aus der Datenerhebung, die unter der Bezeichnung „Zensus 2011“ in allen Ländern der EU durchgeführt wird, in Deutschland sind die Volkszähler seit dem 9. Mai unterwegs.

Wozu braucht ein Amt für Statistik Einblick in Ihre ganz privaten Lebensumstände? Warum wird erneut jeder Einwohner, jedes Haus, jede Wohnung mit einer Identifikationsnummer versehen, obwohl das Bundesverfassungsgericht das ausdrücklich untersagt hat?

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Gerd Wohlenberg liest aus: „Bin bei mein Willem bis Mitternacht. Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus in Meldorf“

Buchvorstellung und Lesung

Kulturkneipe Bornholdt, Zingelstr. 14

24. Mai 2011, 20.°° Uhr

Spende für den Arbeitskreis Widerstand und Verfolgung im nationalsozialistischen Dithmarschen

Gerd Wohlenberg stellt sein Buch über Widerstand und Verfolgung im Nationalsozialismus in Meldorf vor.
Dieses soll den Leser und die Leserin anregen, selber aktiv zu werden. Um zu verstehen, warum ein Volk sich zu solchermaßen krudem Zeug öffentlich bekennen kann, müssen wir uns mit seiner Geschichte vornehmlich der Zeit des Nationalsozialismus befassen. Schleswig-Holstein galt als Kernland Nordischer Rasse. Das Plattdeutsche erzeugte nicht nur emotionale Verbundenheit, sondern ließ auch die nationalsozialistischen Inhalte weniger brutal klingen. „Ist von Schleswig-Holstein im Allgemeinen schon bekannt, dass es dem Nationalsozialismus stärker zugetan war, als alle anderen Regionen des Deutschen Reiches, so stellt wiederum Dithmarschen innerhalb Schleswig-Holsteins gewissermaßen einen braunen ‚Leuchtturm‘ dar. Kaum sonst in Schleswig-Holstein wurde der Nationalsozialismus so freudig und früh herbeigesehnt wie hier, kaum anderswo wurde er so intensiv aufgenommen und verinnerlicht und kaum anderswo, das gilt sogar für das ‚Nachzüglerland‘ Schleswig-Holstein insgesamt, das sich hiermit sehr viel Zeit gelassen hat, so spät ‚aufgearbeitet‘ wie hier.“ (Aus dem Vorwort zum Ausstellungskatalog „Ganz Deutschland ist ein Koog – Dithmarschen im Nationalsozialismus“, 2008)

Das Buch ist ein Versuch einer Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Meldorf. Es ist als Ermunterung gedacht, selbst zu forschen, und bietet Aktionsvorschläge, wie z.B. einen Stadtrundgang und was man heute tun kann. Die Widerstandskämpfer, Opfer und Täter bekommen so Augenmerk.

Heinz Jürgen Schneider liest aus: „Tod am Hafenkai“

4. Mai 2011, 19.°° Uhr, Amtsgericht Meldorf (Saal 1), Domstr. 1

Eine Veranstaltung von „Unternehmen Leselust“ e.V. und dem Peter Panter Buchladen

Heinz Jürgen Schneider stellt seinen zweiten historischen Schleswig-Holstein-Krimi im Meldorfer Amtsgericht vor. Beflügelt vom großen Erfolg der ersten Schneider-Lesung im vorigen Jahr haben das „Unternehmen Leselust“, der Förderverein für die Stadtbücherei, und der Peter Panter Buchladen in Zusammenarbeit mit dem Amtsgericht den Hamburger Rechtsanwalt erneut eingeladen. Diesmal kommt das Werk sozusagen frisch aus der Druckerei des Boyens Buchverlages: „Tod am Hafenkai“.

Sommer 1932 in Mittelholstein. Die wirtschaftliche Not wird immer schlimmer, der Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung schreitet voran, Ende Juli sind Reichstagswahlen. Im Itzehoer Störhafen entdeckt ein Angler eine männliche Leiche mit eingeschlagenem Schädel, neben ihr liegen zwei sturzbetrunkene junge Männer. Bei dem Toten handelt es sich um einen Junglehrer und Laienkünstler, der als charismatisch, elitär, eitel und streitsüchtig galt. Die beiden jungen Männer sind Abiturienten, Söhne angesehener Familien der Stadt. Sind sie Verdächtige in einem Mordfall oder zumindest wichtige Zeugen? Anwalt Johannes Blum übernimmt die Vertretung des Schülers Hinrich van de Los, der für den ermittelnden Kommissar schnell zum Verdächtigen wird. Als die Nachforschungen ins Stocken geraten, versuchen Blum, seine Freundin Agnes und der befreundete Anwalt Brixen die letzten Stunden im Leben des toten Lehrers mithilfe einer „Déjà-vu-Tour“ nachzukonstruieren. Neue Hinweise finden sich, doch dann gibt es eine Wendung in dem Fall, mit der niemand gerechnet hat. Wie bei Johannes Blums erstem Fall „Tod in der Scheune“ sind der Todesfall und die Ermittlungen frei erfunden. Orte, Lokalkolorit, Lebensumstände und die zeitgeschichtlichen Fakten sind jedoch wiederum real und basieren auf umfangreichen Recherchen.

Der Erlös der Veranstaltung geht an den Förderverein für die Stadtbücherei.

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Birgit Vanderbeke liest aus: „Das lässt sich ändern“

14. März 2011, 20.°° Uhr, Ditmarsia, Süderstr. 16

Birgit Vanderbeke lebt mir ihrem Mann in Südfrankreich. Sie hat die literarische Bühne 1990 mit einem Paukenschlag betreten. „Das Muschelessen“ gewann in Klagenfurt den Ingeborg-Bachmann-Preis. Sie wurde seitdem mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet.
Ihr neues Buch „Das lässt sich ändern“ erscheint am 10. März und als Premiere wird Birgit Vanderbeke am 14. März daraus lesen und zum neunten Mal zu Gast in Meldorf sein.

Im Mittelpunkt des Romans „Das lässt sich ändern“ steht die abenteuerliche Liebesgeschichte von der Ich-Erzählerin und Adam Czupek. Gegensätzlicher könnte die Herkunft des Paares nicht sein. Sie, aus gutem Hause, Akademikerin, die die Gesellschaft eher von innen kennt. Er, aus einfachen Verhältnissen stammend, ein Handwerker, der nach Holz, Metall und Arbeit riecht, eher ein Außenseiter der Gesellschaft.
Als die Erzählerin sich in ihn verliebt, geht von da an nichts mehr seinen geraden Weg. Sie ist fasziniert, mit welcher Klugheit und Voraussicht Adam das Leben begreift. Die Eltern der Erzählerin meiden den Kontakt mit „solchen Leuten“ wie Adam einer ist, und auch ihre Freunde, die dabei sind, sich in der Mitte der Gesellschaft einzurichten, machen sich rar. Das Paar – mit mittlerweile zwei kleinen Kindern – zieht von der Stadt aufs Land, von Monopoly- nach Mysteryland, und zwar nach Ilmenstett, jottwehdeh.
Bald beginnen sie dort ein anderes Leben, mit neuen Düften und Geschmäckern, mit Plänen und Ideen, und vor allem mit verblüffenden Begegnungen. „Das lässt sich machen“ sagt Adam und alle sind mittendrin etwas zu tun, von dem sie vorher nicht die Ahnung einer Ahnung hatten. Eine ganz neue Gemeinschaft entsteht, in der das Leben miteinander geteilt werden kann.
Und nachdem die Türme der Welt zusammengekracht, die Blase geplatzt und die letzten Kriege erklärt, geht in Ilmenstett das Abenteuer in die nächste Runde.

„Das lässt sich ändern“ ist ein beglückend heller Roman über die Liebe und das Leben. In jedem neuen Abschnitt des Romans beleuchtet Birgit Vanderbeke die Personen in überraschenden Vor- und Rückblenden und so wird man als Leser mehr und mehr in eine andere Welt hineingeholt, von der man vorher keine Ahnung hatte, dass sie überhaupt möglich sein könnte.

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Vom intelligenten Gebrauch des Draußenseins

Seit “Sweet Sixteen” wissen wir: Birgit Vanderbeke ist immer ganz dicht dran. Dran an den Menschen und am wirklichen Leben. Und seit “Sweet Sixteen” wissen wir: Birgit Vanderbeke weiß genau so wenig wie wir, wie die Antworten auf unsere vielen Fragen lauten. Also auf die Fragen im wirklichen Leben, dem Leben, in dem es Freunde gibt. Nicht das Leben all der Prominenten, über die jeder spricht und die keiner kennt. Dem Leben, in dem es Nachbarn gibt. Und Bosse und Beamte und Hartz IV Politiker und Irrenhäuser. Doch auch wenn Birgit Vanderbeke nicht alle Anworten weiß, eines weiß sie trotzdem: “Das lässt sich ändern.” Und so heißt ihr neuer Roman.

Die Ich-Erzählerin kommt von drinnen aus der Oberschicht. Und draußen gibt es Adam, Unterschicht. Seit die Erzählerin den Adam kennt, steigt sie ab und lebt draußen. Birgit Vanderbeke schildert die Unterschiede zwischen den Welten so dicht dran am wirklichen Leben, dass jeder rostige Nagel wichtig wird. Alles Bekannte, alles was lesende Bildungsbürgerliche schon seit 1848 wissen, erscheint so neu, weil Birgit Vanderbeke es uns mit ihrer immer wieder neuen, sachlichen Art und mit ihrem Witz so nahe bringt. Sie verblüfft uns mit alledem und alledem, das wir so genau zu kennen meinen.

Mit ihrer Abkehr aus der linksliberalen Bildungselite mit ihrem Ausscheiden aus der ökogrünen Oberschickt gerät die Erzählerin mitten hinen ins Leben von Menschen, denen keine Linksanwälte helfen können. Die müssen etwas anderes können: Sie müssen ihr Dach selber abdichten, Werkzeug und Essen beschaffen, statt sich stets neu zu erfinden. Dazu benötigen sie mehr als die Wohlständigen und Gebildeten, nämlich die Gewitztheit, ihren Besitz und ihr Können intelligent zu nutzen.

Auf dieser Reise von drinnen nach draußen stolpert die Autorin  über alle Grausamkeiten, die das selbstgerechte Ökoegotum  aufzubieten hat. Sie nimmt den psycho-esoterischen Diagnosereichtum des Lehrers ebenso genüsslich aufs Korn wie den Geländepanzer wohlhabender urbaner Pferdehalter. Kein Wunder, dass sich Birgit Vanderbeke auf diese Weise auch die Sympathien von LektorInnen und Verlegern verscherzt, deren Anreizsystem im Medienkonzern genau auf den Werten fußen: Pferd und Wagen, Blasenmanagement und Eso-Hype.

Und in welche Richtung ändern wir uns? Nun, stand da nicht am vergangenen Dienstag etwas von einem Meldorfer Wohnprojekt unter dem seltsamen Namen ‘Frische Bauern’ in der Zeitung? Genau! Wer Hintergründe verstehen will, muss lesen. Oder am Dienstag, dem 14. März um 20 Uhr in die Ditmarsia gehen. Dort liest Birgit Vanderbeke aus dem Roman ”Das lässt sich ändern”. Wer da zuhören mag, wird die ganze Poesie der Unterschicht entdecken.

Das Buch kostet 10 € und kann im Peter Panter Buchladen bestellt werden.