Sarah Kirsch zählt zu den bedeutendsten deutschen Lyrikerinnen der Generation, die um 1960 zu schreiben begann. Früh wurde ihre Stimme als einzigartig gerühmt, weil sie in ihren Gedichten und Prosatexten den Alltagsdingen und Naturbeobachtungen eine Poesie abgewinnt, die das Wunderbare, Schöne, Ewige sichtbar macht und verzaubert. Sarah Kirsch gewann, spätestens seit ihrer Übersiedlung aus der DDR in die Bundesrepublik, höchste Wertschätzung nicht nur bei den Kritikern, sondern auch bei den Lesern. Ihre Gedichtbände erreichten Auflagenzahlen, wie sie in diesem Genre nicht eben üblich sind.
Ihr Tagebuch aus der Wendezeit ist unter dem Titel „Ich will nicht mehr höflich sein“ 2022 in der Edition Eichthal, das Tagebuch 1990 „Der Sommer fängt doch so an!“ im Steidl Verlag 2023 erschienen.
Zu Hause oder auf Reisen, Sarah Kirsch schrieb Tagebuch. Früh morgens, zwischen fünf und sechs, kocht sie sich »Koffie« und füllt ihre Kladden, berichtet Persönliches und Politisches, Triviales und Tragisches. Das Radio bringt die Nachrichten ins schleswig-holsteinische Idyll am Eiderdeich – in dem Kirsch seit 1983 mit Sohn, Partner, Hund, Katzen, Esel und einigen Schafen lebt – und veranlasst die Dichterin zu schonungslosen und besorgten Kommentaren.
Sie hält fest, was in der Welt und in der Natur vor ihrem Fenster los ist: Frost im Frühling, grasende Ringeltauben, eilig fahrende Wolken bei Windstärke 6, Ausschreitungen in Rumänien, die Unabhängigkeitsbestrebungen Litauens, die Regierungsbildung in der DDR, das Fährunglück zwischen Dänemark und Norwegen. Misteldrosseln und Militärkolonnen – auch hier gilt, was Iris Radisch über das Wendetagebuch schrieb: »steht das große Welttheater gleichrangig neben dem kleinen Provinztheater in Tielenhemme«
Sarah Kirsch wurde 1935 in Limlingerode im Norden Thüringens als Ingrid Bernstein geboren und wuchs in Halberstadt auf. Nach Abschluss ihres Biologiestudiums in Halle studierte sie Literatur in Leipzig.
Ihre ersten Gedichte veröffentlichte sie gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Lyriker Rainer Kirsch, mit dem sie von 1960 bis 1968 verheiratet war. Nach der Scheidung zog Kirsch nach Ost-Berlin, 1969 kam ihr Sohn Moritz zur Welt.
Wegen ihres Protestes gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns wurde sie 1976 aus der SED und dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen und von der Staatssicherheit observiert. Ein Jahr danach folgte ihre Ausbürgerung, sie zog mit ihrem Sohn Moritz nach West-Berlin, wo sie als Journalistin, Hörfunkmitarbeiterin und Übersetzerin arbeitete. Später lebte sie als freie Schriftstellerin und Malerin in Schleswig-Holstein bis zu ihrem Tod im Jahr 2013.
Moritz Kirsch, 1969 in Ostberlin geboren, mit der Mutter 1977 übergesiedelt nach Westberlin und 1983 nach Tielenhemme, hat nach dem Magisterstudium der Nordistik, Friesistik und Neueren Deutschen Literaturwissenschaft an der Universität Kiel als Übersetzer , Herausgeber und freiberuflicher Lektor gearbeitet und lebt seit 2007 wieder in Tielenhemme.
Ort: Traumaustatter, Süderstr. 9, Meldorf
Eintritt: € 13,– / ermäßigt € 8,– , im Vorverkauf € 12,– bzw. € 7,–
Vorverkauf ab sofort: 04832 – 4104 im Peter Panter Buchladen
Veranstalter: Peter Panter Buchladen