Freitag, 30. Sept. 2022, 20 Uhr Feridun Zaimoglu liest aus: „Bewältigung“

Der Schriftsteller Feridun Zaimoglu zu Gast in der WDR Sendung «WestArt live» am 27.03.2017 in Köln (Nordrhein-Westfalen). Foto: Horst Galuschka/dpa | Verwendung weltweit

Wo kippt Recherche in Obsession? Wann beginnt Kunst toxisch zu werden für ihren »Schöpfer«? Und gibt es Stoffe oder Themen, die sich der literarischen Bewältigung entziehen, weil sie zu giftig sind? Feridun Zaimoglu hat einen virtuosen Künstlerroman geschrieben über jemanden, der sich vornimmt, Adolf Hitler zum Protagonisten seines neuen Buches zu machen.

Zu Beginn scheint es eine normale Vorarbeit zu sein, eine schwierige zwar, aber keine unvertraute. Denn Schreiben bedeutet immer Anverwandlung, eine Nähe zum Material ist absolut notwendig. Was aber, wenn das Material sich nicht bewältigen lässt und beginnt, ein zerstörerisches Eigenleben zu führen? Die Recherchereise des Autors an »Schauplätze« Hitlers, führt ihn immer tiefer hinein in die Gedankenwelt seines Protagonisten. Die Bayreuther Festspiele, München, Obersalzberg: ein surrealer Fiebertraum.

Doch es ist auch eine Reise zurück in der Zeit, in seine Jugend in die Stadt Dachau Mitte der 1980er, wo er zur Schule ging nicht weit von der Stelle, wo die Nationalsozialisten 1933 das erste KZ errichteten. In Kiel, an seiner Schreibmaschine, versucht er seine Figur literarisch zu entfesseln und zugleich zu bannen. Und verliert Schritt für Schritt die Kontrolle über sein Projekt und mehr und mehr auch sich selbst.

Feridun Zaimoglu, geboren 1964 im anatolischen Bolu, lebt seit seinem sechsten Lebensmonat in Deutschland. Er studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel und schreibt für Die Welt, die Frankfurter Rundschau, Die Zeit und die FAZ. 2002 erhielt er den Hebbel-Preis, 2003 den Preis der Jury beim Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt und 2005 den Adelbert-von-Chamisso-Preis. Zahlreiche weitere Preise folgten, u. a. der Grimmelshausen-Preis (2007), der Corine-Preis (2008), der Jakob-Wassermann-Literaturpreis (2010) sowie der Preis der Literaturhäuser (2012). 2016 erhielt er den Berliner Literaturpreis sowie die Ehrenprofessur des Landes Schleswig-Holstein. Nach »Leyla«, »Liebesbrand«, »Siebentürmeviertel« und »Evangelio« erschien zuletzt sein Roman »Die Geschichte der Frau« (nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse 2019).

Ort: „Ditmarsia“, Süderstr. 16, Meldorf

Eintritt: € 10,– / ermäßigt € 5,– , im Vorverkauf € 9,– bzw. € 4,–

Vorverkauf ab sofort: 04832 – 4104 im Peter Panter Buchladen

Veranstalter: Peter Panter Buchladen und Kunstverein Heide

Zweiter Termin: Donnerstag, 29. September, 19 Uhr

Ort: Altes Rathaus, Enge Str. 5, 26836 Garding

Veranstalter: Förderverein für Kunst & Kultur Eiderstedt

Freitag, 19. Aug. 2022, 20 Uhr Rosel Otto liest aus: „Dem Tod sehr nahe“

Die Autorin wuchs in einer Kleinstadt in Thüringen in einfachen Verhältnissen auf. Ausgestattet mit einer ungünstigen Konstitution und von der Schulmedizin enttäuscht, suchte sie nach Wegen, sich selbst zu helfen. Ein Weg mit vielen Höhen und Tiefen führt sie letztlich beinahe in den Tod. Mit Hilfe der Zuwendung lieber und nahestehender Menschen, insbesondere eines alternativ praktizierenden Arztes, hat sie den Weg zurück ins Leben geschafft.

Noch heute vergeht kein Tag, an dem der Autorin nicht das Geschehen rund um ihre Krankengeschichte und die Heilung durch den Kopf geht. Natürlich beginnen die Ereignisse um die Gesundheit langsam zu verblassen und sie hofft, alles mit Hilfe ihres Mannes noch rechtzeitig aufgeschrieben zu haben, damit es vielleicht dem einen oder anderen auf seinem Weg zur Genesung Hoffnung gibt oder auch nur zur spannenden Unterhaltung beiträgt. Genießen wir jeden Tag mit unseren Lieben. In dieser Welt haben wir nur das eine Leben.

Ort: Traumausstatter, Süderstr. 9, Meldorf
Eintritt: 5 Euro
Vorverkauf ab sofort: 04832 – 4104
Veranstalterin: Rosel Otto

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Donnerstag, 5. Mai 2022, 20 Uhr Judith Kuckart liest aus: „Café der Unsichtbaren“

Die Autorin Judith Kuckart, Berlin, März 2019, © Burkard Peter

„Wer erzählen will, muss mur eine Zeit lang zuhören, nein hinhören!“

Rieke studiert Theologie und bereitet sich bei Sorgentelefon e. V. auf die Gemeindearbeit vor. Wanda sammelt für ein DDR Museum Gegenstände, die nicht mehr gebraucht werden: „Das Gestern will im Heute nicht aufhören zu sprechen“. Für Matthias, der auf dem Bau arbeitet, ist das Dasein an sich eine rätselhafte Aufgabe. Während der Dienste beim Sorgentelefon merkt er, nicht nur s e i n Leid, s e i n Schmerz sind riesengroß. Außerdem hat er in der Ausbildungsgruppe die schöne Emilia kennengelernt. Die traurige Buchhalterin Marianne, der pensionierte Radioredakteur Lorentz und die 80-jährige heitere Ich-Erzählerin von Schrey, die nicht weiß, ob sie eine verhinderte Pianistin oder eine verhinderte Terroristin ist, gehören ebenfalls in die Sorgentelefon – Gruppe. Alle sieben – so unterschiedlich ihre Leben verliefen – erfahren, dass zuzuhören den Anrufenden in einer schlaflosen Nacht das Gefühl von Ausweglosigkeit nehmen kann – und mit dem Zuhören auch eigene Lebenserfahrungen einen unerwarteten Sinn bekommen. Die Biografien derer, die zuhören, berühren jene der Anrufer. Ein unsichtbares Netz zwischen Rand und Mitte der Gesellschaft entsteht, das Lebensgeschichten aus dem Dunkel des Unerzählten fischt.

Judith Kuckart, geboren 1959 in Schwelm/Westfalen, lebt in Berlin und Zürich.
Sie ist Schriftstellerin und Theaterregisseurin. 1984 gründete sie in Berlin das Tanz-Theater Skoronel. Ihr erster Roman „Wahl der Waffen“ erschien 1990. Daneben veröffentlichte sie Theaterstücke, Hörspiele und Radio-Features, und schrieb mit Schulklassen in Zürich und Hamburg einen „Schulhausroman“ und ein Krimi-Hörspiel.
Judith Kuckart wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Annette-von- Droste-Hülshoff-Preis 2012.

Bitte beachten Sie die AHA – Regelungen: Abstand, Hustenhygiene und Alltagsmaske. Beim Eingang, in der Pause, am Büchertisch und beim Verlassen der Veranstaltung bitten wir um 1,5 Meter Abstand, um Husten und Niesen nur in die Armbeuge und um das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes. Während der Lesung muss der Mund- und Nasenschutz nicht getragen werden.

Ort: Traumausstatter, Süderstr. 9, Meldorf
Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 5 Euro, im Vorverkauf 9 bzw. 4 Euro
Vorverkauf ab sofort: 04832 – 4104
Veranstalter: Peter Panter Buchladen

Krieg in Europa

Wir möchten Euch gerne einige Bücher vorstellen, die sich mit dem Thema befassen.

In unserer ersten Liste gibt es Titel, die sich (ganz unterschiedlich) mit der aktuellen Lage in der Ukraine auseinandersetzen.

In loser Fokge stellen wir Euch dann Bücher zum Konflikt Russland – Westen, zur Geschichte der Region und abschliessend dann einige Schriftsteller*innen vor, die sich literarisch mit der Ukraine und Russland beschäftigt haben.

Jens Mühling: Schwarze Erde

Ein Jahrtausend lang lebten die Ukrainer zwischen Grenzen, die sich unter ihren Füßen stetig verschoben; mal zu Polen, mal zu Österreich und Litauen, schließlich zu Deutschland und dann zur Sowjetunion gehörten. Und die nun wieder in Bewegung geraten sind. Als Staat existiert die Ukraine erst seit 1991; was sie vorher war, ist unter ihren Bewohnern so umstritten wie unter ihren europäischen Nachbarn.

Jens Mühling erzählt von Begegnungen mit Nationalisten und Altkommunisten, Krimtataren, Volksdeutschen, Kosaken, Schmugglern, Archäologen und Soldaten, deren Standpunkte kaum unterschiedlicher sein könnten. Sein Buch schildert ihren Blick auf ein Land, über das wir kaum etwas wissen – obwohl es mitten in Europa liegt

rororo, € 10,99

Juri Andruchowytsch: Euromaidan

»Ich gehe auf den Maidan. Wer kommt mit?«, schrieb der ukrainische Journalist Mustafa Najem im November 2013 auf Facebook. Aus einer lokalen Demonstration gegen die autokratische Entscheidung des Präsidenten Viktor Janukowytsch, das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen, wurde eine landesweite Protestbewegung: der Euromaidan. Mehr als hundert Menschen wurden getötet, als der friedliche Protest in Gewalt umkippte. Ein halbes Jahr später ist in der Ukraine nichts mehr, wie es war. Nach dem Sturz des korrupten Regimes nutzt der russische Präsident Vladimir Putin die Fragilität der Übergangsregierung aus und lässt seine Armee ins Nachbarland einmarschieren. Während eine reife ukrainische Zivilgesellschaft die Bildung neuer staatlicher Strukturen bewacht, schwört der Kreml die Bürger auf einen nationalistischen imperialen Kurs sein. »Euromaidan« steht für die Hoffnung auf Erneuerung der ukrainischen Gesellschaft. Für eine nachgeholte Revolution. Für den Alptraum eines neuen Ost-West-Konflikts. Wird es sie geben: eine freie, selbstbestimmte Ukraine an der Seite Russland und Europas? Schriftsteller, viele von ihnen Aktivisten, erzählen von den aufwühlendsten Tagen ihres Lebens. Historiker, Soziologen und Politikwissenschaftler versuchen sich an einer Anatomie des Augenblicks.

edition suhrkamp, € 14,00

Olga Shparaga: Die Revolution hat ein weibliches Gesicht

Minsk im Sommer 2020. Eine junge Frau im ärmellosen weißen Hemd tänzelt vor einer schwarzen Mauer aus martialisch vermummten Sondereinsatzkräften: Bilder wie diese gingen um die Welt. Der Brutalität des Regimes setzen Hunderttausende mutige Bürgerinnen und Bürger aller gesellschaftlicher Schichten Gewaltfreiheit, kreative Vielfalt und dezentrale Selbstorganisation entgegen. Was sich seit den Präsidentschaftswahlen am 9. August 2020 in Belarus abspielt, geht über eine regionale Protestbewegung gegen gefälschte Wahlen weit hinaus. In Minsk und vielen anderen Städten des weithin unbekannten Landes zwischen Russland und der EU wird Geschichte geschrieben. Weiblich, friedlich, postnational – so charakterisiert die Autorin die Umwälzung in ihrem Land und stellt die Ereignisse in den Kontext europäischer und globaler Emanzipationsbewegungen.

edition suhrkamp, € 13,00

Karl Schlögel: Entscheidung in Kiew

Karl Schlögel beweist mit dem Titel ‚Entscheidung in Kiew: Ukrainische Lektionen‘ erneut, dass er der Kenner Osteuropas und seit vielen Jahren in der Ukraine unterwegs ist. Er zeigt uns, dass man auf die Städte der Ukraine schauen muss, wenn man wirklich wissen will, was in Europa gerade passiert. Darunter zählen unter anderem Lemberg, Odessa, Czernowitz, Kiew, Charkiw und Donezk. All diese Namen stehen für einst blühende Städte, für eine Kultur von eigenem Rang. Doch mit dem Krieg ist eine Kontroverse über die politische und kulturelle Eigenständigkeit des Landes und seiner Städte ausgebrochen. Selbst in der unruhigen jüngsten Zeit hat Schlögel Reisen in die kulturell vielfältige Ukraine unternommen. Er führt mit seinen Städtebildern dem Leser vor Augen, was gar nicht fern von uns auf dem Spiel steht.

Fischer Taschenbuch, € 12,99

Gabriele Krone-Schmalz: Russland verstehen

Wie ist es um die politische Kultur eines Landes bestellt, in dem ein Begriff wie „Russlandversteher“ zur Stigmatisierung und Ausgrenzung taugt? Muss man nicht erst einmal etwas verstehen, bevor man es beurteilen kann?

Gabriele Krone-Schmalz bietet in diesem Buch eine Orientierungshilfe für all jene, denen das gegenwärtig in den Medien vorherrschende Russlandbild zu einseitig ist. Antirussische Vorbehalte haben in Deutschland eine lange Tradition und sind in zwei Weltkriegen verfestigt worden. Auch in der Ukraine-Krise lässt sich ihre Wirksamkeit beobachten. Tatsächlich ist aber nicht nur das Verhältnis zwischen Russland, dem Westen und der Ukraine vielschichtiger, als es der Medien-Mainstream suggeriert, sondern auch die russische Geschichte seit dem Ende des Kalten Krieges. Demokratie und Menschenrechte verbreiten – wer möchte das nicht. Es lässt sich aber sehr wohl über das Tempo und über die Methoden streiten. Und es lässt sich fragen, welche Interessen der Westen unter dem Deckmantel einer Menschenrechtsrhetorik verfolgt.

Verlag C. H. Beck, € 14,95