Svealena Kutschke liest aus : „Etwas Kleines gut versiegeln“

Lesung im Bornholdt, Zingelstraße 14

14. Mai 2009, 20.°° Uhr

„Ein Debüt von außergewöhnlicher Sprachkraft und Welthaltigkeit, das von Menschen erzählt, die ihr Glück jenseits der gängigen Spuren suchen“, und tatsächlich ist Svealena Kutschke ein ganz ungewöhnlich schöner und guter Roman gelungen. Eine Geschichte, die genau so knallpink wie der Umschlag des Buches ist, eine Geschichte für alle, die bisher nicht wußten, wie wunderbar die Farbe rosa sein kann.

Svealena Kutschke ist in Lübeck geboren, studierte Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis in Hildesheim und lebt heute in Berlin. Sie erhielt 2006/2007 das Werkstatt-Stipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung und ist Preisträgerin des Open Mike der Berliner Literaturwerkstatt 2008. Ihre Erfahrungen eines längeren Aufenthalts in Australien fanden sicherlich Eingang in „Etwas Kleines gut versiegeln“.

Ist das Leben ein seltsames Höhlensystem?, fragt sich Lisa, als sie ihr Fotografiestudium abbricht, auf einen Brückenbogen klettert und die Kamera auf die Bahngleise wirft. Australien ist ihr gerade weit genug. Sie geht nach Sydney, wo sie bei Marc wohnt, dem fürsorglichen Ex-Freund ihres Bruders. Dort wirft sie sich zwischen die schillernden Nachtgestalten in der Oxford Street und fixiert allabendlich die sinkende Sonne wie einen Feind: Wer zuerst untergeht, hat verloren. Aber in ihrer Tasche liegen noch immer sechs Filmdosen mit Bildern von B im zerknautschten Kleid über den haarigen Beinen und mit dem Lippenstift auf den schiefen Zähnen.

Als wäre das nicht genug, findet sie auf der Straße ein einzelnes Foto, auf dem sie selbst in einer ihr vollkommen unbekannten Umgebung zu sehen ist. Sie macht sich auf die Suche nach diesem Ort, immer begleitet vom ironisch-philosophischen Fragenkatalog des Künstlerduos Fischli & Weiss.

So hangelt sie sich durch Merkwürdigkeiten ihres Alltags, entwirft lustvoll Erklärungen, staunt, dass alles immer anders kommt als gedacht. „Ist mein Lügengebilde ein Meisterwerk an Innovation und Statik?“ Lisa lässt sich in ein seltsames Spiel verwickeln. Die Grenzen des Realen verschwimmen, und die Polaritäten der Geschlechterfestlegung sowieso.

Dass ihre Kapitelüberschriften dabei anmuten wie aus dem Fischli & Weiss-Fragenkatalog, ist dabei kein Zufall, sondern literarisches Programm.
„Die aufgegriffenen alltäglichen, manchmal scheinbar banalen Themen und Gegenstände bekommen dadurch ihre Aussage, dass sie in Beziehung zueinander gesetzt werden oder unerwartet im Kontext eines Museums oder einer Ausstellung auftauchen“ (wikipedia über Fischli & Weiss) – oder ebenso unerwartet auftauchen wie in diesem Roman von Svealena Kutschke.

Ein Roman, „in dem alles blinkt und blitzt und schimmert und knallt.“ (WDR 1Live)