Mittwoch, 14.11.18, 19 Uhr, Frank Trende stellt vor: Carsten Niebuhr: „Reisebeschreibung nach Arabien und andern umliegenden Ländern“

Am 7. Januar 1761 sticht nach langen Vorbereitungen eine »gelehrte Gesellschaft« im Auftrag des dänischen Königs in Kopenhagen in See. Neben Niebuhr als Geometer und Astronom sind ein Naturforscher, ein Philologe, ein Arzt und ein Kupferstecher Teil dieser Forschungsgruppe. Es ist die erste Expeditionsreise in das nahezu unbekannte Jemen, die ausschließlich wissenschaftlichen Zwecken und nicht der Erschließung neuer Handelswege dient. Auch methodisch betritt sie Neuland, die königliche Instruktion wird durch 100 Fragen von Wissenschaftlern aus ganz Europa ergänzt. Doch sie endet in einer Katastrophe: Im Jemen erkranken alle Teilnehmer an Malaria, allein Niebuhr überlebt.

Niebuhr beschließt, dennoch den vorgesehenen Rückweg durch den Persischen Golf und das Zweistromland anzutreten. Die Ruinen von Persepolis werden seine kostbarste Reiseerinnerung, als Erster fertigt er Kopien der Inschriften in Keilschrift an und schafft damit die Voraussetzung für deren Entschlüsselung. Genaue Längenbeobachtung auf See, neue Karten vom Nildelta, dem Roten Meer, Pläne und Beschreibungen von Kairo, Suez, Bombay, Basra, Bagdad und vieles mehr sind der reiche Ertrag seiner Reise.

Nach beinahe sieben Jahren, am 20. November 1767, landet Carsten Niebuhr wieder in Kopenhagen an – wo man ihn und die Expedition fast vergessen hat. 1774 erscheint der erste Band seiner „Reisebeschreibung nach Arabien und andern umliegenden Ländern“, 1778 folgt der zweite Band, erst posthum der dritte Band. Sein Werk ist voller kartografischer, astronomischer und völkerkundlicher Beobachtungen. Es macht nicht nur in der wissenschaftlichen Gemeinschaft Eindruck, Geistesgrößen seiner Zeit wie Schiller und Goethe schätzen ihren Wert.

Niebuhr beweist mit seinem sachlich-respektvollen Blick auf fremde Menschen und ihre Kulturen, dass er nicht als Entdecker nach Arabien reiste, sondern als wissbegieriger Ethnologe. Seine Reisebeschreibungen sind kein exotisches Panorama aus 1001 Nacht, sondern ein faktenreiches Monument der Aufklärung – das die Andere Bibliothek mitsamt allen Kupferstichen aus den Originalbänden wieder zugänglich macht.

 

Carsten Niebuhr wurde am 17. März 1733 in Lüdingworth bei Cuxhaven geboren und stammt aus einer alteingesessenen Bauernfamilie. Er begann erst spät mit einem Studium der angewandten Mathematik in Göttingen. Als ihm 1758 die Teilnahme an der »Arabischen Reise« angeboten wurde, studierte er zur Vorbereitung auch arabische Sprachen und Astronomie. Mit Hilfe des »Astrolabiums« erschloss er neue Methoden zur Bestimmung der geografi schen Lage. Am 26. April 1815 stirbt er im holsteinischen Meldorf, nachdem er 1778 zum dänischen Justizrat und Landschreiber in Süderdithmarschen und 1808 zum Etatsrat ernannt worden war. Zu seinen Ehrungen gehörte die Mitgliedschaft in der Académie française und der Danebrog-Orden.

Frank Trende, geboren 1963, ist in der Staatskanzlei des Landes Schleswig-Holstein tätig. Von 1995 bis 2007 war er Redaktionsleiter der Zeitschrift Dithmarschen und ist Autor zahlreicher kulturgeschichtlicher Beiträge in Zeitungen und Sammelbänden.

 

 

Dithmarscher Landesmuseum, Bütjestr. 2, Meldorf

Eintritt: € 10,–, ermäßigt 5,–, im Vorverkauf: € 9,–, ermäßigt 4,–.

Veranstalter: Dithmarscher Landesmuseum und Peter Panter Buchladen, unterstützt vom Freundeskreis Dithmarscher Landesmuseum