Judith Kuckart liest : „Wünsche“

Neuer Termin: Freitag, 11.10.2013 , 20°° Uhr im Traumausstatter, Süderstraße 9, Meldorf

Judith KuckartIn Judith Kuckarts neuem Roman „Wünsche“ geht es um drei Personen, alle Mitte vierzig, die Berufsschullehrerin Vera Conrad und die beiden Kaufhaus-Erben und Geschwister Friedrich und Meret Wünsche. Sie alle haben schon einiges an Leben hinter sich, hängen nun fest, versuchen auszubrechen und ihrem Leben eine andere Richtung zu geben. Alle drei fragen sich: Wie viel Leben habe ich noch vor mir?
Silvester in einer kleinen Stadt. „Es ist Nachmittag. Gleich werden Veras Mann Karatsch und ihr Sohn Jo Mettbrötchen schmieren, eine Platte mit, eine ohne Zwiebeln, und in einer guten Stunde werden die ersten Gäste auftauchen.“ Abends werden die Freunde in Karatschs Flachbungalow kommen, um gemeinsam den alten Film anzuschauen, den einzigen, in dem Vera als junges Mädchen aufgetreten ist. Vera Conrad, die von einem Leben als Schauspielerin geträumt hat, dann aber Lehrerin in der Provinz geworden ist.
Vera geht an diesem Silvester, ihrem 46. Geburtstag, ins Hallenbad und beschließt aus ihrem bisherigen Leben abzuhauen. Sie stiehlt einer zehn Jahre jüngeren Frau Kleidung und Ausweis und fliegt unter ihrem neuen Namen Salomé Schreiner zu ihrem Sehnsuchtsort London. Sie läuft durch die Metropole und plant ein anderes Leben: „Ab heute gilt: Es werden keine alten Filme mehr angeschaut, sondern ein neuer gedreht. Regie, Kamera, Hauptdarstellerin: ICH.“
Vera, die sich daheim wie eine „Blume ohne Duft“ fühlt, frohlockt „was für ein Vorrat an Leben liegt in der Luft“. Sie wundert sich, „wie einfach es ist in einen anderen Namen zu verschwinden. Man kann sich immer noch in Luft auflösen, selbst im 21.Jahrhundert.“

Friedrich Wünsche feiert am Tag von Veras Verschwinden die Wiedereröffnung seines Kaufhauses „Wünsche“, das er und seine Schwester Meret von den Eltern geerbt haben. Er hegt große Träume: „Neue Zeiten brechen an, indem wir die Zeit zurückdrehen.“ Was wäre ein besserer Ort für Utopien als das „Haus Wünsche“. Meret, Veras Jugendfreundin und heimliche Hauptperson in Judith Kuckarts Roman, ist auch auf der Suche nach dem richtigen Leben. „Wäre Meret in Veras Leben nicht gewesen, Vera hätte nicht gewusst, was zwischen Menschen möglich und wie es überhaupt erlaubt sein kann, dass zwei Mädchen sich so nah sind.“
Kapitel für Kapitel legt Judith Kuckart die Schichten dieser Freundschaften frei. Es sind jahrzehntelang gewachsene Beziehungen mit ihren guten, aber auch den erstarrten und fast erstickten Anteilen. Die Autorin variiert in ihrem Roman Erich Kästners Ausspruch: „Es ist nie zu spät für eine glückliche Jugend“ und thematisiert das Gewahren des Älterwerdens. „Wünsche“ erkundet, ob ein besseres Leben möglich wäre, ob man nach dem Neuanfang ein anderer ist oder nur um eine Lebenslüge leichter.
Vera und die anderen Geburtstagsgäste erwartet ein Jahr voller Veränderung.

Hartmut Wilmes (Kölnische Rundschau) sagt über Judith Kuckart:
„ Judith Kuckart schlüpft scheinbar federleicht in die Haut ihrer Figuren. Sie kann das Wichtige ganz leise sagen, das Gefühlvolle beiläufig in einer Sprache von zärtlicher Unerbittlichkeit.“

aus der Begründung zum Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis 2012:
„ Judith Kuckarts innovativer und originärer Schreibstil hat die zeitgenössische Literatur mit ungewöhnlichen und unverzichtbaren Impulsen bereichert.“

Zum Werk:

Judith Kuckart greift oft Themen der Zeitgeschichte auf. In ihrem Debütroman „Wahl der Waffen“ geht es um das Abtauchen einer Studentin in den politischen Untergrund der RAF. „Die schöne Frau“ greift ein Kapitel des Nationalsozialismus auf, die rassistische Zuchtanstalt Lebensborn. In „Lenas Liebe“ wird ein Besuch in Auschwitz erzählt und gezeigt, wie die Shoah ins Leben heutiger Deutscher hineinwirkt. Auch der Roman „Kaiserstraße“ ist ein Stück sorgsam rekonstruierter Zeitgeschichte und zugleich ein großer Zeitroman über die 1950er und 1960er Jahre in der Bundesrepublik.

Zur Autorin:

Judith Kuckart, geboren 1959 in Schwelm/Westfalen, lebt in Berlin und Zürich. Sie ist Schriftstellerin und Theaterregisseurin. 1984 gründete sie in Berlin das Tanz-Theater Skoronel. Ihr erster Roman „Wahl der Waffen“ erschien 1990. Fünf weitere Romane: „Die schöne Frau“, „Der Bibliothekar“, „Lenas Liebe“, dessen Verfilmung 2012 in die Kinos kam, „Kaiserstraße“ und „Die Verdächtige“ und ein Erzählungsband „Die Autorenwitwe“ folgten. Im Frühjahr 2013 erschien ihr neuer Roman „Wünsche“. Daneben veröffentlichte sie Theaterstücke, Hörspiele und Radio-Features, und schrieb mit Schulklassen in Zürich und Hamburg einen „Schulhausroman“ und ein Krimi-Hörspiel. Judith Kuckart wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Annette-von- Droste-Hülshoff-Preis 2012.

Eine Veranstaltung vom Peter Panter Buchladen

Eintritt:
Vorverkauf: Euro 7/ ermäßigt Euro 3,50
Abendkasse: Euro 8/ ermäßigt Euro 4
Kartenvorbestellungen ab sofort: 04832-4104 / FAX 04832-5244