Ein Rechtsanwalt aus Berlin, der fern der Heimat eine deutschsprachige Radiosendung gründet, ein junger Mediziner mit musikalischer Ausbildung, der den Chorgesang populär macht, ein kleiner Junge, der von Indianern und Krokodilen träumt und später Regisseur wird, eine junge Frau mit Kind und einem blinden Ehemann, die auf dem Land ein Hotel eröffnet und Gedichte schreibt – sie und etwa 10.000 andere fanden als von den Nazis verfolgte Juden Zuflucht in Uruguay.
Die Berliner Historikerin Sonja Wegner hat mit ihrem Buch die Geschichte dieser »Zuflucht in einem fremden Land« erforscht. Im ersten Teil des Buches beschreibt sie die Wege ins Exil, das oft eine Rettung in letzter Minute war. Fast alle Länder verschärften gerade in dem Augenblick ihre Einwanderungsgesetze, als die Nazis den Druck auf die Juden immer weiter steigerten. In einem eigenen Kapitel schildert Sonja Wegner , wie und in welchem Ausmaß die Juden ausgeplündert und entrechtet wurden.
Die Autorin erzählt: „ Meine Interviewpartner haben sich viel Zeit genommen, mir ihre Lebensgeschichte anvertraut und sich auf mein Nachfragen hin , wieder mit für sie persönlich oftmals schmerzlichen Zeiten auseinandergesetzt.“
Das Buch thematisiert die Möglichkeiten, die ihnen Uruguay bot, wo sie offen aufgenommen wurden. Sie konnten dort arbeiten, sich politisch organisieren und bekamen Unterstützung von der ortsansässigen Bevölkerung. In Uruguay angekommen, waren die Verfolgten zwar in Sicherheit, doch standen sie auch vor dem Problem, sich in einem ihnen völlig fremden Land zurechtzufinden und ökonomisch zu überleben.
In den 50er-Jahren verhinderten die in Uruguay ansässigen jüdischen Emigranten, dass ausgerechnet der Mitverfasser der Nürnberger Rassengesetze, Hans Globke, als Staatssekretär der Adenauer-Regierung Uruguay besuchen konnte. Einige der neuen uruguayischen Staatsbürger mussten allerdings in den 70er-Jahren, als in Uruguay eine rechte Militärjunta die Macht ergriff, erneut fliehen. Ernesto Kroch, ein linker Gewerkschafter, der als Jugendlicher vor den Nazis geflohen war, suchte in Deutschland Exil.
Heute verblassen die Spuren der jüdischen Emigration mehr und mehr, so dass Sonja Wegners Buch genau zum richtigen Zeitpunkt erscheint. Sie hält einen bisher unbekannten Abschnitt der jüdischen Emigration fest und lässt dabei die letzten Zeitzeugen zu Wort kommen.
Sonja Wegner
Sonja Wegner, geboren 1962 in Rourkela/Indien, hat nach einer Ausbildung als Krankenschwester an der Universität Essen Geschichte und Germanistik studiert. Viele Jahre hat sie als Studienreiseleiterin in Spanien und England gearbeitet und auch gelebt. Das Thema Exil in Uruguay begleitet sie seit ihrer Magisterarbeit. Sie hat in Montevideo zahlreiche Interviews mit Emigranten geführt, Archive gesichtet und mehrere Artikel zum Thema veröffentlicht. Heute lebt Sonja Wegner in Dithmarschen.
Peter Panter Buchladen , Zingelstr. 12, Meldorf, am 4.7.2014, 20.00 Uhr
Eintritt:Vorverkauf: EURO 7,–, ermäßigt EURO 3,50 | Abendkasse: EURO 8,–, ermäßigt EURO 4,–
Kartenvorbestellung: 04832 – 4104
Das Buch ist im Verlag Assoziation A erschienen und kostet 22 Euro.